Nachdem ich meine neue blaue Brille gekauft hatte, habe ich blaue Stoffe gekauft. Viele blaue Stoffe. Und auch wenn dieser Trip jetzt langsam abebbt, liegen noch einige kobalt- und yves-klein- und royalblaue Schätzchen in meinem Stoffschrank.
Kürzlich habe ich eine Jacke aus blauem Strick von Alfatex genäht, und eine zweite wird noch folgen, denn dieses Baumwoll-Schnäppchen habe ich für 4Euro/Meter ergattert.
Ich habe bereits eine Kaufjacke in der Art, zu der ich sehr oft greife. Für abends, überm Sommerkleid, um kurz raus zu gehen, fürs Sofa oder im Büro. Sie ist ganz einfach und schlicht, hat aber trotzdem Taschen.
Ich mag den Look mit Gürtel. Ich finde, dann sieht sie gleich etwas schicker aus. Ich zeige die Jacke heute beim Me Made Mittwoch, bei dem Menschen ihre selbstgemachte Kleidung präsentieren.
In meinem letzten Blogeintrag, der viel zu lange her ist, hab ich geschrieben, dass ich Fernweh habe. Also fahre ich in den Urlaub. Gerade bin ich noch dabei, ein bisschen Urlaubsgaderobe zu nähen und freue mich mal wieder sehr darüber, dass ich alle meine Kleidungsträume verwirklichen kann. Wenn ich den richtigen Stoff habe. Und genug Geld, um ihm zu kaufen. Und Zeit zum Nähen.
Aber wenn das alles klappt, bin ich so froh. Dass ich nicht in Geschäfte gehen muss, um genau die dünne weite Urlaubshose zu finden, die ich suche, oder enttäuscht bin, weil es keinen vernüftigen Bikini gibt. Das Selbernähen befreit mich von der Diktatur der Mode, von trendigen Farben und komischen Schnitten.
Die von euch, die selber Nähen, kennen das Gefühl. Manchmal kommt es mir ganz normal und selbstverständlich vor, aber manchmal freue ich mich richtig darüber. Vielleicht liegt das auch etwas am Nachhall vom MeMadeMay, an dem ich teilgenommen habe. Währenddessen ist mir mal wieder klar geworden wie viele Kleider ich habe, die genauso aussehen und sitzen wie ich das will. Und genau deshalb ist das Nähen für mich ein feministischer Akt. Weil ich mich dem Druck der Modeindustrie, irgendeinem Ideal zu folgen, widersetze. Weil ich die Freiheit nutze, mich so zu kleiden, wie ich es will. Weil ich mich für mich kleide und für niemanden sonst.
Stefanie
Das hast Du sehr schön und treffend gesagt, das mit dem feministischen Akt und der Diktatur der Mode-Industrie. Da fühlt man sich doch gleich ein bisschen wie eine feministische Mode-Anarchistin. Und eine tolle Jacke hast Du auch genäht.
LG, Stefanie