Ich kenne keine Frau, die nicht irgendein Problem mit ihrem Körper hat. Die eine will weniger wiegen, die andere bestellt immer Malzbier, weil sie gerne zunehmen möchte. Die eine wünscht sich größere, die andere kleinere Brüste. Die nächste stört sich an ihrer Cellulite, und wieder eine andere an ihren X-Beinen.
Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 bedeuteten würde, dass ich jeden Tag 3-4 Stunden heulend verbringe, weil mich mein Körper so stört und 10, dass ich so zufrieden mit allem an meinem Körper bin, dass ich nach jedem Blick in den Spiegel singend durchs Zimmer tanze, würde ich mir eine 7 oder 8 geben.
Also ganz gut eigentlich, aber total zufrieden bin ich nicht.
Zumal sich ein Körper ja auch verändert, zum Beispiel nach der Schwangerschaft, und man sich an diese Veränderung dann erstmal gewöhnen muss.
Nun ja, jetzt habe ich mir einen Körperformer gekauft um Beulen und Dellen an meinem Körper zu kaschieren. Kaschieren ist sowieso das schlimmste Wort. Das klingt so, als wäre am Körper ganz arg was falsch. Wenn man so im Internet liest, deutet ja auch viel darauf hin, dass bestimmte Kleidungsstücke nur von ganz bestimmten Menschen angezogen werden sollten.
Ein Gefühl beschlich mich, dass es heuchlerisch ist, auf der einen Seite zu postulieren, dass jede das tragen soll, was ihr gefällt, egal wie sie aussieht, und auf der anderen Seite heimlich einen schlankmachenden Körperformer unter meine Kleider zu ziehen.
Ich wünsche mir insgeheim mit diesem Blog, kurvigen allen Frauen Mut zu machen, das zu tragen was sie wollen und dazu zu inspirieren, den eigenen Körper so anzunehmen, wie er ist. So wie es die wunderbare Nadia Aboulhosn (für mich) tut.
Trotzdem ist meine Antwort auf diese selbstgestellte Frage heute:
Nein, es ist nicht heuchlerisch.
Mode und Kleidung sollen nicht nur wärmen und vielleicht bedecken, sondern vor allem ein gutes Gefühl machen. Ich trage meine Kleider, um mir zu gefallen und mich wohlzufühlen, hocherhobenen Hauptes durch die Straßen meiner Stadt zu stolzieren und zu zeigen, dass die Klassifizierungen der Mode- und Medienwelt Blödsinn sind (So wie Nancy Upton, die sich über die XL-Model Kampagne von american apparel lustig macht).
Und wenn mir das mit einem zwickenden Körperformer besser gelingt, bitteschön – dann soll es halt so sein. Schließlich soll ja jede tragen, was sie meint.
Nina
Du siehst so entzückend in Deinen wundervollen Kleidern aus, dass ich mich frage, ob dieser „Bodyformer“ tatsächlich an die Frau muss. Ich bin aber auch ein klein wenig neugierig, ob er tatsächlich alltagstauglich ist.
Herzliche Grüße,
Nina
Lottie Kamel
Sehr schön geschrieben! Und sehr ehrlich.
Ich glaube der Bodyformer ist vor allem dazu da, um ihn unter wirklich sehr anliegenden, engen Kleidern zu tragen. Ich trage gar nicht so gerne enge Kleider und könnte mir vorstellen, dass man sich dabei wohler fühlt mit so einem Bodyformer darunter. Auch als junge, sportliche, schlanke Frau zeichnet sich mal ein Bäuchlein ab. Die Frage ist natürlich wieder, was man darin für ein Körperbild propagiert, das eben nicht realistisch ist. Nur mit viel Sport und Disziplin hat man einen wirklich richtig flachen Bauch und dieser Bodyformer macht eben so einen. Man sieht das ja an den ganzen Stars und Sternchen in ihren engen Roben, die tragen immer so etwas drunter.
Ich finde, die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper macht so viel aus für die Attraktivität einer Frau, wie sie sich fühlt und was sie ausstrahlt. Ich empfinde dich aus deinen Texten und Fotos als eine sehr attraktive, schöne Frau. Und das hat so wenig mit Körperidealen zu tun.Wenn ich mir überlege, was für Frauen ich aus meinem Umfeld schön finde – dann sind die meisten davon entfernt, eine „Idealfigur“ zu haben. Aber das merke ich gar nicht. Wichtig ist doch, dass jede sich anders wohlfühlt in ihrem Körper, einen anderen Lebensstil hat und natürlich andere genetische Voraussetzungen. Ich muss mir übrigens als schlanke Frau auch oft vieles anhören….